Freitag, 26. Januar 2018

Stillen - von der Natur gegeben und doch nicht selbstverständlich - von Stillproblemen und Selbstzweifeln

Schon bevor ich meinen ersten Sohn bekam war für mich klar: Ich werde so lang wie möglich stillen, das ist doch ganz natürlich und einfach... Die Realität war ernüchternd.

Noch im Kreißsaal legte ich meinen Sohn an die Brust. Alles funktionierte wunderbar und für mich stellte sich bis dahin auch nie die Frage, ob es Frauen gibt die Stillprobleme haben oder gar Schmerzen beim Stillen kennen.
Die drei Tage im Krankenhaus vergingen wie im Flug und zu Hause angekommen rief ich meine Hebamme an.
Als die Hebamme mich das erste Mal besuchte hatte ich schon leichte Schmerzen beim stillen. Sie meinte, das wäre normal und da müsse ich durch. Frau will ja keine "Memme" sein, also biss ich die Zähne zusammen und stillte tapfer weiter.
Von Tag zu Tag wurden die Schmerzen schlimmer, aber ich wollte unbedingt stillen und hielt daran eisern fest.

Sechs Tage nach der Geburt meines großen Sohnes passierte es dann: Beim spucken der Milch war Diese nicht mehr weißlich sondern blutrot! Mir viel vor Schreck fast das Herz in die Hosentasche. Ich rannte ins Bad und schaute mir meine Brüste an: Es hatten sich tiefe blutende Risse gebildet.
Also rief ich wieder meine Hebamme an, die es mit den Worten: "Das kann schon mal passieren, Viel Luft ran lassen, das wird schon wieder." abtat.
Also biss ich die Zähne zusammen und stillte munter weiter.

Am nächsten Morgen hatte ich so starke Schmerzen, dass ich unter Tränen meine Mutter anrief. Die machte sich gleich auf den Weg und stand zehn Minuten später in meiner Tür. Zu zweit versuchten wir weiter zu stillen, in Hündchen Stellung damit es nicht ganz so weh tat und unter vielen Tränen. 

Mittlerweile waren meine Brustwarzen nicht nur blutig und offen sondern entzündet und vereitert.

Ich fühlte mich überfordert, von der Hebamme nicht Ernst genommen und weinte viel.

Mein Vater rief für mich eine andere Hebamme an und sagte der Alten Bescheid, dass ihre Dienste nicht mehr benötigt werden. Wie sich noch herausstellen sollte: Ein Glücksgriff.
Es dauerte keine zwei Stunden und eine ältere, ruhige Hebamme stand an meiner Tür. In Ruhe machte sie uns einen Tee und ließ sich erst einmal alles erzählen, was bisher vorgefallen war. Dann schaute sie sich meine Brüste an. Ihre Worte sind noch heute in mein Hirn eingebrannt: "Du armes Mädchen, das müssen doch höllische Schmerzen sein.
Stillen soll nicht weh tun. "

Ab dieser Zeit kam die Hebamme drei Mal am Tag. Da die Brustwarzen so empfindlich waren, pumpte sie mir die Milch per Hand ab. Wir mussten auf Fertignahrung umstellen, das war für mich das Schlimmste überhaupt, aber nicht zu ändern. Ich bekam verschiedene Globuli, unter anderem Arnica zur Wundheilung. Nach drei Wochen, waren die Wunden wieder halbwegs erträglich. Nur mit dem stillen war es vorbei.
Meine Hebamme klärte mich über meine Hohlwarzen auf. Dies hatte meine erste Hebamme nicht getan. Ich war damals erst 20 Jahre alt und wusste viel zu wenig darüber. 

Bei meinem zweiten Sohn wusste ich über die Tücken von Flach- und Hohlwarzen Bescheid, war vorbereitet und wir genießen eine wunderbare Stillbeziehung.


Um anderen Frauen diese bittere Erfahrung zu ersparen hier meine Tipps:

1. Stillen soll nicht weh tun.

2. Überprüfe deine Anlegetechnik und wechsel die Positionen um die Brustwarzen zu entlasten. Mutter und Baby sollten Bauch an Bauch liegen. Nase oder Oberlippe sollten direkt an  der Brustwarze liegen. Achte darauf, dass dein Baby die Lippen nach außen gestülpt hat.

3. Bei Schlupfwarzen oder Hohlwarzen ist es ratsam, am Anfang (auch wenn von vielen Hebammen verteufelt) ein Stillhütchen zu verwenden. Besonders gute Erfahrungen habe ich mit den Stillhütchen von medela gemacht.

4. Solltest du Schmerzen haben oder unsicher sein: wende dich an eine Stillberaterin oder eine Hebamme vor Ort.

5. Baue dir keinen unnötigen Druck auf und entspanne dich!

6. Arnica Globuli vorsorglich nehmen, um sich vor Rissen in den Brustwarzen zu schützen.

7. Luft und Sonne an die Brüste lassen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Stillen - von der Natur gegeben und doch nicht selbstverständlich - von Stillproblemen und Selbstzweifeln

Schon bevor ich meinen ersten Sohn bekam war für mich klar: Ich werde so lang wie möglich stillen, das ist doch ganz natürlich und einfach.....